Mit seiner weiß-silbernen Perücke hat Andy Warhol eine der ikonischsten Personas des 20. Jahrhunderts erschaffen.
Mit Darstellungen alltäglicher Gegenstände und kultureller Ikonen prägte er die Pop-Art-Bewegung und inspirierte Generationen von Künstler*innen bis in die heutige Popkultur. Mit seinem Studio, der Factory, schuf er einen Mythos rund um die ausgelassenen Zusammentreffen seines exklusiven Kreises. Doch wer war Andy Warhol nach der Party?
Nachdem die Ausstellung unter dem Namen Andy Warhol: Photo Factory vom Fotografiska New York zu den Standorten in Stockholm und Tallinn gereist ist, wurde sie für Berlin neu konzipiert. After the Party, vom 17. Mai bis 15. September 2024 bei Fotografiska Berlin zu sehen, zeigt einen anderen Warhol: Einen, der sich nach Zugehörigkeit sehnt und diesen Wunsch mit seiner Kamera festhält. Jedes Foto erzählt von seinem Verlangen nach Nähe zu Mitfeiernden, Liebhabern und Vertrauten. Seine intimen Fotografien laden ein, seine Sehnsucht nachzuempfinden.
Die Ausstellung präsentiert Silbergelatine-Drucke von verlassenen Partytischen und leeren Hotelzimmern, die dazu anregen, über vergängliche Räume nachzudenken. Außerdem werden Polaroids zu sehen sein, die unverfälschte Momente mit Prominenten und Musen einfangen, darunter auch die Serie Ladies and Gentlemen, die stereotype Geschlechterrollen hinterfragt. Der Ausstellungsrundgang führt nach Montauk, einem Dorf auf Long Island, ein, wo Warhol und sein damaliger Partner Paul Morrissey 1972 ein Haus kauften, das jahrelang als Rückzugsort für sie und ihre prominenten Freund*innen diente. Warhols fotografische Perspektive geben Einblicke in seine persönlichsten Gedanken und Wünsche. Darunter ist die Körperstudie Sex Parts and Torsos, die den nackten männlichen Körper auf Polaroids darstellt, und das Video Blow Job, das das Gesicht von DeVeren Bookwalter zeigt, während ein nicht sichtbarer Partner ihn oral befriedigt. Diese Kunstwerke verbildlichen Andy Warhols Verlangen und laden ein, über die Komplexität menschlicher Begierde nachzudenken.
Seine bekannten Meisterwerke und seine Porträts von Prominenten haben seinen Status als Ikone zementiert. Seine Kamera war für ihn aber auch ein Werkzeug, um mit anderen Verbindungen aufzubauen. Die in der Ausstellung gezeigten Fotografien zeugen davon, wie Bilder Erinnerungen und Emotionen konservieren, die unser Leben prägen. Durch Warhols Linse sehen wir den Mann hinter dem Mythos und denken über unsere eigene Suche nach Authentizität und Zugehörigkeit nach.