Seit einigen Monaten begleitet uns das WHOOP 4.0 Wearable im Alltag sowie beim Sport – hier sind unsere Erfahrungen.
Sind wir mal ehrlich – Fitnesstracker gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Die Basic-Geräte bekommt man bei Amazon & Co. an 20 Euro. Im Highend-Segment warten Apple, Garmin, Polar & Co. mit unterschiedlichsten Modellen für alle Sportarten auf. Am Ende des Tages entscheidet wahrscheinlich die eigene Präferenz und der Geldbeutel.
Doch WHOOP ist anders. Das Wearable wird zwar am Handgelenk getragen, ist aber optisch kaum von einem Mode-Accessoires zu unterscheiden. Im Handumdrehen kann man mit zwei Klicks das Armband tauschen und so zwischen zahlreichen Farben und Stoffen wählen. Lediglich der kleine Tracker bleibt gleich, welcher immer oben auf dem Handgelenk angebracht wird. Die Daten werden dabei in die WHOOP App übermittelt und dort via AI bearbeitet und ausgewertet.
Da wir selbst im Alltag mit einer Highend-Smartwatch unterwegs sind bot sich der direkte Vergleich natürlich an. Natürlich vermisst man im Alltag die klassischen Uhr-Funktionen, wie z.B. die Anzeige der Uhrzeit. Aber sind wir mal ehrlich, meist schauen wir es aus das Smartphone wenn wir die Uhrzeit, das Wetter & Co. checken wollen. Der große Vorteil des WHOOP 4.0 zeigt sich für uns beim Workout. Dadurch, dass es kein Display hat, kann auch nix beschädigt werden. Klingt erstmal komisch, aber ist so. Wenn die Kettlebell mal aus Versehen gegen das Handgelenk knallt kann kein Glas springen. Oder beim Liegestütz trügt keine Krone (einer manuelle Uhr) bzw. Knopf einer Smartwatch in das Handgelenk. Das WHOOP 4.0 Wearable ist einfach da aber nie im Weg. Ein riesiger Vorteil. Nach dem Workout wird es einfach unter der Dusche abgewaschen und schon ist es wieder einsatzfähig.
Bei der Auswertung der Daten ist die App und die dahinterliegende künstliche Intelligenz so vielseitig, dass es schier unmöglich ist all die Optionen und Möglichkeiten detailliert aufzulisten. Die App ist in vier Hauptbereiche unterteilt: eine Tagesübersicht sowie die Bereiche Schlaf, Erholung und Belastung.
Die Übersicht stellt – wie der Name wahrscheinlich vermuten lässt – alle KPIs gegenüber und ermittelt so quasi den Gesamtzustand des Körpers. Darauf basierend werden auch Empfehlungen ausgesprochen, wie z.B. die Höhe der Intensität für den Tag oder die Schlafenszeit. Auch überwacht ein Gesundheitsmonitor fünf wichtige KPIs, wie z.B. die HFV oder die Atemfrequenz.
Der Bereich Schlaf ermittelt die Schlafleistung der letzten Nacht. Neben der Analyse Schlafbedarf vs. wirklich geschlafenen Stunden werden auch die einzelnen Schlafphasen (wie z.B. REM) und die weitere Messwerte, wie z.b. die Atemfrequenz, ausgewertet. So erkennt man wie effizient am Ende des Tages der eigene Schlaf ist und kann ggfs. nachjustieren. Da z.B. meine Wohnung sehr hell ist – gerade im Sommer frühmorgens – hilft mir eine Schlafmaske nun nachweislich einen tieferen Schlaf bis zum Weckerklingeln zu entwickeln. Das war z.B. ein Learning welches ich aus den Daten ziehen konnte.
Der Bereich Erholung stell einen Indikator für das allgemeine Wohlbefinden dar. Es fließen hier nicht nur Werte aus Workouts ein, sondern auch mentaler und emotionaler Stress. Gemessen wird die Erholung auf vier Messwerten: Herzfrequenzvariabilität (HFV), Ruheherzfrequenz (RHF), Atemfrequenz und geschlafene Stunden. Somit ist Schlaf zwar ein Faktor, aber eben nur einer unter vier. Selbst wenn der Schlaf gut war, kann die Gesamterholung mittelmäßig sein – oder andersrum. Wenn man z.B. gerade eine stressige Phase im Job hat und sich viele Gedanken auch nach Dienstschluss macht kann sich dies explizit auf die Erholung aus wirken. Für uns einer der spannendsten Faktoren in der App, da man teilweise ja Stress bei der Arbeit nicht so intensiv wahrnimmt – es sich in der App aber dann deutlich zeigt.
Interessant ist hier wie genau die App wirklich misst. Ein Beispiel: Ein lauer Sommerabend, zwei Gläser Wein. Nicht wirklich viel aber wenn man wie wir wirklich super wenig Alkohol trinkt man der Körper auch die zwei Gläser. Am kommenden Morgen war sowohl die Effizienz des Schlafes als auch die Erholung suboptimal. Ebenfalls litt die HFV unter dem Alkohol, was sofort in der App angezeigt wurde und Alkoholkonsum als möglicher Grund dafür genannt wurde. Ein weiteres Indiz für uns, wie genau das WHOOP 4.0 Daten wirklich misst und analysiert.
Belastung. Hier wird täglich die Anstrengung gemessen, welche man seinem Körper zumutet. Dazu gehören alle Aktivitäten – vom Alltag bis hin zum Workout. Sei es der Gang zum Supermarkt, die Fahrt auf dem Fahrrad in den Park oder die HIIT Einheit am Abend. All diese Anstrengungen werden gemessen und ausgewertet. Dabei ist der Belastungswert aber keine Summe der einzelnen Aktivitäten, sondern wird über einen Algorithmus berechnet. Am Ende des Tages wird die Belastung dann gegen den Erholungswert gestellt und so ausgewertet, ob man es z.B. mal wieder übertrieben hat.
Trägt man bei einer Aktivität, z.B. Laufen, eine Smartwatch und stoppt hier die Aktivität mit werden die Daten relativ schnell von dem Gadget auf die Whoop App übertragen und validiert. Aber auch ohne weiteres Gerät erkennt WHOOP Sporteinheiten sehr genau. Egal ob Radtour, HIIT Training oder klassisches Workout im Fitnessstudio, WHOOP erkennt die jeweilige Sportart automatisch in der App und wertet das Training direkt aus.
Neu ist auch der Strength Trainer von WHOOP, welcher Teil der App ist. Hier kann man seinen Krafttrainingsplan eingeben und jedes Set genau Mittracken. Somit misst das WHOOP 4.0. ob man den Muskel ideal ansteuert oder ob man die Übung ggfs. adjustieren muss.
Jeden Monat gibt es dann eine Gesamtauswertung mit zahlreichen Insights. Am Ende des Tages muss man aber selber wissen ob man die Daten nur “nice to have” findet oder daraus aus Aktionen ableitet, wie bei uns z.B. der Einsatz einer Schlafmaske.
Die Vorteile des WHOOP 4.0 sind eindeutig. Es ist optisch schick und durch seine Form vielseitig einsetzbar und belastbar. Die ausgewerteten Daten sind aktuell für uns das Nonplusultra und bieten wirklich spannende Insights, wenn man sich damit wirklich beschäftigt.
Kritikpunkte gibt es nur wenige. Teilweise dauert die Synchronisation von Band und App lang und bis das Workout wirklich erkannt wird muss man schon x-mal neu synchronisieren. Auch könnte man langsam die Frage nach COVID-19 Symptomen im Schlaftagebuch löschen.
Bei dem Preismodell muss jeder für sich entscheiden ob es ihm das Wert ist. Das klassische WHOOP 4.0 mit einem “ONYX” Band kostet einmalig 30 Euro – jedes weitere Band je nach Farbe und Material natürlich Extra. Die monatliche Mitgliedschaft beträgt je nach Vertragslaufzeit zwischen 18,50 und 30 Euro. Damit hat man dann aber vollen Zugriff auf alle Funktionen in der App.