Wir haben uns mit dem Debütalbum “Gin Stories” von Ying Yung in einer Review auseinandergesetzt.
Am 29. Juni bringt Rapper Ying Yung sein Debütalbum “Gin Stories” in die Läden bzw. die digitalen Stores. Vorab haben wir in das Album reingehört und unsere ganz eigene Gedanken zu dem Werk gemacht. Denn wir sind vor vielen Jahren zwar mit Deutschrap aufgewachsen, doch war die Generation um den jungen Samy Deluxe, Kool Savas, Blumentopf, Azad und Co. einfach komplett anders. Nicht besser oder schlechter, sondern anders. Damals war die Musik eine Nische und erste Charterfolge eine wirkliche Ausnahme. Die Musik stammte von Jugendlichen, welche viel von der Kultur aus den USA beeinflusst wurden und diese Stück für Stück nach Deutschland brachten.
Mittlerweile ist Deutschrap bei uns in allen Gesellschaftsschichten angekommen und akzeptiert. Charterfolge sind keine Seltenheit mehr und man lebt schon recht gut von der Musik – damals gefühlt bis auf ein paar Ausnahmen undenkbar. So haben wir aber irgendwann den Fanden über die Szene verloren, kein stundenlanges Blättern des Juice Magazines mehr oder keine Review-Diskussionen im MZEE Forum. Deshalb war es für uns umso spannender wieder etwas tiefer in die “Szene” abzutauchen und sich mit einem Newcomer wie Ying Yung zu beschäftigen. Denn auch wenn er noch nicht ganz oben angekommen ist, ist er auf einem gutem Weg dazu und ein Debütalbum ist nun mal ein Gradmesser für jeden Musiker.
“Gin Stories” setzt sich aus 9 Tracks ohne Features zusammen und startet direkt mit der Single “Medizin”. Da wir es noch gewohnt sind ein Album vom ersten bis zum letzten Lied sturr durchzuhören hat der Opener natürlich immer eine besondere Bedeutung. Der Song kombiniert einen entspannten, ruhigen Beat mit einer ebenfalls laid-back Stimme und handelt inhaltlich von eine unverstandenen Generation, welche einen Ausweg im Rausch bzw. in der Medizin sucht. Sicherlich kein neues Phänomen, denn viele jungen Generationen ging es ähnlich.
Kurz darauf folgt mit “Interlude” ein konzeptioneller Song, welcher von der Stimmung direkt an den Vorgänger anknüpft. Denn in unserem Leben, wo alles immer schneller voran geht, merkt erst im Nachgang, was für wichtige Dinge – z.B. zwischenmenschliche Beziehungen – man schnell vergisst und dann nur aus Höflichkeit aufrecht hält. So wird aber der rote Faden weitergesponnen und mit “Gang” der Gedanke weg von den negativen Seiten hin zu den echten Freunden gelenkt, Menschen mit denen man immer abhängen kann und die immer da sind. Der Beat ist flotter, die Lyrics positiv und die Message klar: Egal woher du kommst, die Probleme sind gleich und schweißen im Freundeskreis zusammen. Inhaltlich geht es dann weiter rund um gescheiterte / unglückliche Beziehungen, den inneren Kampf zwischen Gut und Böse. “9Milli” beschreit die Frau für’s Leben, welche ihren Mann nicht nur beschützt und für ihn da ist, sondern selber auch ganz genau weiß was sie will, wo sie hin will und dafür einsteht. “Taxi” ist eine Hommage an eine unglaubliche Nacht mit der Traumfrau – einfach treiben lassen und jede Sekunde genießen, wohingegen “Sorry” davon handelt, dass man nicht immer mit den Einstellungen und Idealen der anderen mithalten muss und will. Abgeschlossen wird das Werk mit “Wolken” die himmlischen Momente in einer Beziehung, wo man einfach zusammen jede Sekunde genießt und Kleinigkeit im positiven Sinne die Welt bedeuten.
So ist “Gin Stories” am Ende ein rundes Gesamtwerk, vom ersten bis zum letzten Track durchdacht. Der entspannte Flow von Ying Yung kombiniert mit inhaltlich starken Lyrics sowie schönen Beats macht das Album zu einem guten Debütwerk. Einziger Kritikpunkt von unserer Seite: Teilweise wirkt die Stimme zu leise abgemischt, sodass sie kaum gegen die Beats & Melodien ankommt.
Erhältlich ist “Gin Stories” ab dem 29. Juni bei Amazon, Spotify und Co.