Bei den Tannheimer Tal Traildays 2018 feierte der erste eigene Trailrun seine Premiere.
Trailrunning ist eine der Sportarten, welche in den vergangenen 2-3 Jahren einen enormen Hype erlebt hat. Die Kombination aus Laufen und Wandern (ganz grob gesagt) ist nicht nur gut für Körper und Geist, sondern bietet auch einzigartige Möglichkeiten, was die Kulisse angeht. Doch gerade wenn man vorhat in alpines Gelände zu laufen sollte man neben dem passenden Equipment auch die richtige Technik dabei haben. Denn steile Auf- und Abstiegen können ganz schnell den Körper ans Limit bringen und so das Verletzungsrisiko erhöhen.
Selbst reichen unsere Erfahrungen was Trails anbelangt auf eher flache Strecken zurück. Sicherlich gibt es dort einige Unebenheiten, unterschiedlichen Untergrund und mal kurze Anstiege. Einen Vergleich mit wirklichen Bergtrails hält es aber nicht Stand. So boten sich die Tannheimer Traildays 2018 für uns als gute Gelegenheiten mehr vom den Sport zu erfahren und mit Tipps von den echten Profis am Samstagnachmittag beim Rennen an den Start zu gehen. Fünf Tage lang konnte man vor Ort nicht nur mit Leki-Experten und Olympiamedaillengewinner Peter Schlickenrieder, Gerrit Glomse & Team an geführten Trailruns teilnehmen, sondern in Workshops auch seine Technik verbessern und neues Material testen. Gerade durch die Lage im Tannheimer Tal boten sich gefühlt unendlich Möglichkeiten für die Teilnehmer aller Leistungsklassen. So konnten die geführten Trails je nach Leistungsniveau locker angepasst werden, ohne dabei auf das tolle Bergpanorama verzichten zu müssen. Ein Highlight der Trainingsläufe war sicherlich der Nachtlauf zum Kaiserschmarrn-Essen – denn wann ist das Ziel gleichzeitig so greifbar und köstlich zu gleich?
Der krönende Abschluss der Traildays war aber der Tannheimer Seen-Lauf am Samstagnachmittag. In der Früh ging es nach einem guten Frühstück noch mit einer kleinen Trailgruppe auf den Einstein – 7 Km und 700 Höhenmeter zum Warm werden. Für den ein oder anderen erfahrenen Trailrunner sicherlich ein lockeres Einlaufen. Wir haben uns aber ab der Hälfte dafür entschieden wieder gemütlich ins Tal abzulaufen, da man noch etwas Energie und Kraft für den großen Trail am Nachmittag benötigt.
Nach einer kleinen Stärkung ging es dann schon direkt los an die Vorbereitung. Die Anspannung war natürlich enorm, denn 28 Km und 1.100 Höhenmeter (hier gibt’s die Strecke zum Nachlesen sowie Nachlaufen) klingen nicht nur ambitioniert, sie sind es auch. Deshalb ließen wir uns beim Equipment richtig viel Zeit. Der passende Trailschuhe, die nötige Verpflegung, Trinkruchsack, Cap und Sonnenbrille – alles war dabei. Um kurz vor 15:00 Uhr ging es dann an die Startlinie wo sich insgesamt 200 Läufer und Läuferinnen für den Trailrun angemeldet hatten (parallel fanden noch ein 22k, 10k sowie 5k Nordic Walking Lauf statt). Die letzten Sekunden der Uhr liefen runter und schon lief die Menge los. Einige Meter nach dem Start ging es gleich rechts eine kleine Anhöhe hoch und von Ort auf einer Schotterpiste die ersten Kilometer aus Tannheim raus Richtung Zöblem am Höfer See vorbei. Doch anstatt in den Nachbarort zu laufen ging es kurz nach dem See den ersten richtigen Berg hoch um dann über einen doch ziemlich knackigen Abstieg in Schattwald einzulaufen. Dort sammelte man an der Verpflegungsstation Kräfte bevor es Richtung Rehbichl und Pirschling ging. Dieser Anstieg war nicht nur sehr weit, was die Anzahl an Kilometer betraf, sondern war gerade am Ende unfassbar steil. Gab es am Anfang noch breite Wege und Serpentinen, so ging es später wirklich einfach nur noch gerade über Wiesen hinauf. Dabei hatten wir wirklich Glück mit dem Wetter, denn auf 1.600m hörte und spürte man immer wieder den Donner, welche nur wenige Hundert Meter weiter ganze Ortschaften im Sturm eroberte. Glücklicherweise zog es aber immer brav von unserer Strecke weg, sodass wir bis auf ein paar Tropfen keinen Regen zu spüren bekamen.
Oben angekommen ging es wieder Richtung Tal. Allerdings waren die ersten Kilometer weniger steil als gewünscht. Nach einem kleinen Abstieg ging es auf einen Fernwanderweg, welcher mehr oder weniger parallel verlief und teilweise sogar wieder nach oben ging. Hier erlange die Psyche schon den ersten Knacks, dann eigentlich hatten wir damit gerechnet dass es nur noch schön bergab geht. Leider falsch… Der Weg ging dann grob gesagt Richtung Einstein, verzichtete aber zum Glück auf weitere große Anstiege. Als man beim Einstein ankam ging es dann wieder steiler bergab. Der Vorteil hier war, dass wir genau diesen Weg morgens beim Einlaufen bereits getestet haben – somit konnte man die Distanz gut einschätzen und es einfach laufen lassen. Doch leider ging es nicht wie am Vormittag direkt vom Berg ins Tannheimer Tal. Um die 28Km voll zu bekommen wurde der Abstieg ca. 5-6 Kilometer vor dem Ziel umgeleitet. Über Untergschwend und Kienzen ging es dann endlich nach Tannheim. Das Problem hier waren aber definitiv die letzten vier Kilometer. War man körperlich schon so richtig am Ende, sorgte die tolle Trailstrecke immerhin noch für genug geistige Ablenkung, dass man einfach lief. Doch die letzten Kilometer gingen auf einer platten Asphaltstraße erst durch Blumenwiesen und dann an einer Bundesstraße vorbei, ohne Panorama oder Bergblick. Da der Kopf hier nix mehr zu verarbeiten hatte began er zu denken – und das ist eigentlich genau der falsche Moment. Auf einmal merkt man, wie kaputt man ist, was alles richtig weh tut, wie sehr die Socken reiben und hinterfragt die letzten vier Stunden. Es war wirklich eine Qual, vor allem da auch ein Läufer wirklich vor oder hinter uns war an dem man sich orientieren konnte. Erst als es durch die Unterführung wirklich in den Ort ging, vorbei am Hotel und zum Zieleinlauf wurden noch einmal Kräfte mobilisiert.
Das Ergebnis? 4:24 Stunden und ein paar Sekunden. Zufrieden? Für den allerersten Trailrun mit Höhenmeter ohne wirkliches Training davor – definitiv (wir hatten mit 5:00 Stunden geplant). Hatte man während des Laufes wahrscheinlich 100 Mal ans Aufgegeben gedacht und wollte einfach zum nächsten Helfer sagen: “Ich will nicht mehr” – so ist man rückblickend doch stolz. Auch wenn die Zeit wirklich nicht gut war und man am Ende im hinteren Drittel gelandet ist – ohne Training hat das schon gepasst. Allerdings ist die Mission für 2019 klar: Teilnahme sichern, frühzeitig Höhenmeter trainieren und definitiv unter 4:00:00 Stunden laufen. Und wenn man wirklich einen guten Tag erwischt sollten auf 3:45 Stunden machbar sein…
Ein dickes Lob gibt es an dieser Stelle auch an die vielen freiwilligen Helfer. Waren wir schon bei sovielen Großveranstaltungen im Laufsport unterwegs, doch nie waren die Leute so nett und hilfsbereit. Egal wie lange sie schon standen, jeder Einzelne war unglaublich nett. Danke dafür!
Letztlich waren die Tannheimer Tal Traildays in unseren Augen ein Top-Event. Eine sensationelle Location, ein tolle Unterkunft im Sägerhof samt leckerer 3/4 Pension, gutes Wetter, eine tolle Gruppe und vor allem ein sensationelle Trainer-Team. Erfahrene Top-Leute, welche gleichzeitig so normal und menschlich sind, dass man auch nach den offiziellen Trainingseinheiten noch zusammensitzt und den Tag Revue passieren lässt. Und so ging man wirklich top-vorbereitet ins Rennen und hatte dabei noch richtig Spaß.
- Anreise: Von München aus mit dem Auto in 2:00 Stunden stressfrei erreichbar
- Unterkunft: Hotel Sägerhof 4* mit Wohlfühl-Pension – tolle Lage direkt am Start/Ziel, großer Wellnessbereich, große Zimmer, gutes Essen
- Laufschuhe: Hoka One One CHALLENGER ATR 4 – toller Grip, unfassbar bequem und schöne Farbe
- Laufrucksack: Camelbak Octane 10 – perfekte Größe, Trinkblase, toller Halt
- Kompressionsstrümpfe: C3fit Fusion Calf Sleeves – geiler Look in “Yellow Flash”, toller Tragekomfort und angenehme Kompression
- Sonnencreme: mawaii – AllWeather Sun, Wind & Cold protection SPF 30 – Wasser- und schweißfest, Hypoallergen, Paraben-Free
- Laufstöcke: Leki Micro-Trail Pro (Leihmaterial der Traildays) – toller Halt und super leicht
Copyright Fotos: Tourismusverband Tannheimer Tal/Dominik Berchtold